Heiligabend im »Löwen« – Darum findet dieser Gottesdienst im Gasthaus statt

Kehl-Leutesheim. Maria und Josef fanden in der Herberge keine Zuflucht. 2016 Jahre später hat sich das, zumindest in Leutesheim, geändert: Die evangelische Kirchengemeinde feiert ihre Gottesdienste an Heiligabend im Gasthof »Löwen«. Grund dafür: Die Kirche wird noch immer renoviert.

Kehl-Leutesheim. Treffender hätte Jörg Allgeier, Pfarrer in Leutesheim und Appenweier, den Titel des diesjährigen Weihnachtsgottesdienstes nicht wählen können: »Es ist noch Platz in der Herberge!« Weil die Sanierung der Leutesheimer Kirche länger dauert als geplant, musste die evangelische Kirchengemeinde improvisieren. Die beiden Gottesdienste an Heiligabend finden im Gasthof »Löwen« statt.

Eine Entscheidung, die bewusst, und nicht aus Mangel an Alternativen getroffen wurde, wie Hille Ziegler, Vorsitzende des Kirchengemeinderats, bestätigt: »Wir haben uns einhellig darauf geeinigt. Das ist die beste aller Möglichkeiten.«

Zum ersten Advent sollte die Chorturmkirche eigentlich fertig sein. Sie war in die Jahre gekommen. Heizung, Beleuchtung und einiges mehr musste überholt werden – eine Instandsetzung. Seit Anfang des Jahres laufen die Arbeiten nun. Der Plan, am ersten Advent den Gottesdienst wieder darin zu feiern, wurde aber wieder verworfen. Noch sieht die Kirche innen wenig einladend aus. Ende Januar solle sie nun wieder eröffnet werden, wie Allgeier erzählt.

Gemeindesaal zu klein
Ein Ausweichplan musste her. Da die beiden Gottesdienste an Heiligabend besser besucht sind als die regulären Gottesdienste, reichte die Kapazität des Gemeindesaals nicht mehr aus – hier fand die evangelische Kirchengemeinde während der Bauarbeiten Unterschlupf. »50 Leute passen dort rein, in den Raum im Löwen rund 150«, erklärt der Pfarrer.

Der Anbau der Mehrzweckhalle wäre eine weitere Möglichkeit gewesen. »Das war aber nicht das, was wir uns vorgestellt hatten«, sagt Ziegler. Der Aufwand und die Atmosphäre in der Halle wären einfach nicht passend für einen Weihnachtsgottesdienst gewesen. Auch die Trauerhalle, in der schon der Karfreitags- und der Totensonntagsgottesdienst stattfanden, sei nicht passend gewesen.

Der Gasthof »Löwen« biete die perfekte »Raumgröße und Raumatmosphäre«, wie Hille Ziegler sagt. »Wir sind froh, dass die Inhaberin Kathrin Schütterle zugesagt hat.« Auf einer Bühne werde der Altar aufgebaut, daneben sei Platz für einen Chor, so Allgeier. Schütterle selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Mit einem Krippenspiel für den Familien- und einem Auftritt des Frauenchors während des Weihnachtsgottesdienstes habe man zwei schöne, feierliche Gottesdienste auf die Beine stellen können, so Ziegler. Sie wird den Familiengottesdienst für die »Kleinen« leiten. »Denn sie hatten keinen Raum in der Herberge«, wird es dann auch wieder heißen. Die Worte aus dem Lukasevangelium sind fester Bestandteil eines jeden Krippenspiels. »Wir finden quasi Raum in der Herberge«, sagt Hille Ziegler lachend.

Einen Ausschank wird es weder am Nachmittag noch während des Abendgottesdienstes geben. »Der Löwen ist nicht durchgehend geöffnet«, erzählt Jörg Allgeier, der den Gottesdienst am Abend leitet. »Kathrin Schütterle stellt uns den Raum zur Verfügung, Betrieb wird darin aber nicht sein.« Dies gelte auch für den Wein beim Abendmahl. »Wir sind ja eine evangelische Kirche«, sagt Hille Ziegler, »da gibt es das Abendmahl erst am ersten Weihnachtsfeiertag.« Dieser Gottesdienst findet dann wieder im Gemeindesaal statt.

Text: Michael Hoffmann
Foto: Marco Karch

 

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