Riesen-Wirbel um Kehler Nahverkehrskonzept

Das geplante Nahverkehrskonzept der Stadt Kehl hat im Ortschaftsrat Leutesheim die Gemüter erhitzt: Verschiedener hätten die Urteile im Gremium nicht ausfallen können.

Kehl-Leutesheim. Bevor der Gemeinderat am Mittwoch über das Kehler Nahverkehrskonzept (wir berichteten) abstimmt, wurde das Papier im Ortschaftsrat Leutesheim noch einmal heiß diskutiert. Während sich Ortsvorsteher Heinz Faulhaber und Hans Baas (beide SPD) für den Entwurf aussprachen, votierten Thorsten Hummel (Freie Wähler), Claudia Lutz (SPD) und Kathrin Schütterle (Freie Wähler) dagegen. Margot Wohlbold-Melet (SPD) enthielt sich der Stimme.

Immerhin war sich der Ortschaftsrat am Donnerstagabend einig, dass die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs grundsätzlich eine gute Idee ist. Aber damit hörten die Gemeinsamkeiten auch schon auf: Selbst die beiden Befürworter des Konzepts, Heinz Faulhaber und Haas Baas, waren sich in grundlegenden Dingen uneins. Faulhaber plädierte dafür, den künftigen Busverkehr aus Auenheim nur bis zur Ortsmitte zu führen. Die von den Planern vorgesehenen Haltestellen am nördlichen Ausgang in der Badener Straße und am Friedhof könnten entfallen. „Die brauchen wir nicht“, so Faulhaber.

Der Entwurf sieht vor, dass künftig in der Hauptverkehrszeit halbstündlich zwei Busse von Kehl über Leutesheim verkehren: einer von Auenheim herkommend, der andere fährt über Bodersweier und Leutesheim nach Rheinau. Der Auenheimer Bus soll über die Badener Straße bis zum Friedhof fahren, dann in die Honauer Straße einbiegen, über die Ahgasse wieder auf die Badener Straße treffen und dann zurück nach Auenheim fahren. Der Bus aus Bodersweier trifft ebenfalls in der Ortsmitte ein und nimmt die Badener Straße Richtung Rheinau. Faulhaber verwies auf den sowieso schon hohen Schwerlastverkehr im Ortskern, der teilweise die ganze Straßenbreite vereinnahmen würde. Zusätzlich kämen jetzt noch die Busse dazu: „Ohne Umbaumaßnahmen geht da nichts“, ist er sich sicher.

Eine Lösung für das Problem hatte Faulhaber bereits im Gepäck: Die Fläche zwischen Rathaus und Kirche sei groß genug, um einen Kreisverkehr zu bauen. Das würde die Situation entlasten und der Auenheimer Bus könne gleich dort umkehren anstatt die waghalsige Schleife über die Ahgasse zu nehmen. Hans Baas jedoch widersprach: „Mit dem Kreisverkehr kriegst du den Schwerlastverkehr auch nicht weg.“ Faulhaber konterte, dass damit aber zumindest die Geschwindigkeit der Fahrzeuge reduziert würde.

Baas warnte mit Blick auf das geplante Neubaugebiet im Norden eindringlich davor, die beiden Haltestellen am Friedhof und in der Badener Straße in Frage zu stellen: „Ich würde das Konzept jetzt nicht zerreden. Die Planer haben ja gesagt, dass noch die eine oder andere bauliche Maßnahme gemacht werden muss.“ Seit Beginn der Planung hätte es „schon tausend Modelle“ gegeben, die zwar abgespeckt worden wären, dies aber trotzdem noch mit einem Plus an Qualität. „Wenn wir jetzt noch einmal in die Grunddiskussion einsteigen, dann ist das ein Zopf ohne Ende.“ Man hätte sich entschieden, das Konzept auf den Rendezvous-Halt auszulegen, und das sei sehr gut gelungen. „Meiner Meinung nach ist das ein guter Wurf“, sagte Baas.

Das sagen die Gegner
Auch wenn Ortsvorsteher Heinz Faulhaber dem Nahverkehrskonzept zugestimmt hat, sieht er die Sicherheit der Bürger gefährdet, wenn es wie geplant und ohne bauliche Veränderungen der Ortsmitte umgesetzt wird. Die Kritikpunkte der Gegner richten sich vor allem gegen die Linienführung des Busses durch die Ahgasse und die vielen nah beieinanderliegenden Haltestellen. Claudia Lutz schlug vor, den Bus eine größere Schleife durch die Rheinwaldstraße und die Ortenauer Straße fahren zu lassen – wenn nötig, auch zu Ungunsten des Halbstundentakts: „Mir ist die Sicherheit wichtiger und dass das Konzept bei uns im Ort Sinn macht“, sagte sie. Thorsten Hummel hat ausgerechnet, dass mit dem neuen Plan wöchentlich etwa 115 Busse mehr als jetzt durch Leutesheim fahren werden. „Vor ein paar Monaten haben wir in Auene gehockt und über das Lkw-Lenkungskonzept gebabbelt und wie wir den Schwerlastverkehr rausbekommen“, sagte er. Das Nahverkehrskonzept stünde dem Lkw-Lenkungskonzept „kontrovers entgegen“. Kathrin Schütterle hält das Konzept im Ganzen für „äußerst fragwürdig“: „Ich finde es gefährlich und viel zu teuer für das, was es letztendlich bringt“, sagte sie.

Text: Antje Ritzert

 

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