Ortsvorsteher auf großer Pilgerreise

Für die Menschen im Mittelalter war Santiago de Campostela an der Küste Galiciens das Ende der Welt. Auf die Reise dorthin begab sich Leutesheims Ortsvorsteher Heinz Faulhaber im vergangenen Monat. 26 Tage war er mit seinem Tourenfahrrad ohne Elektroantrieb unterwegs. Die wichtigen Stationen waren Le Puy-En Velay in Frankreich, Saint-Jean Pied de Port an der französisch/spanischen Grenze und das große Ziel, die Kathedrale in Santiago de Compostella, die er am 20. August nach 2357 Kilometern erreichte. Nachdem der seinen Pilgerpass mit 35 Stempeln vorlegte, erhielt der Leutesheimer Rathauschef dort auch eine Urkunde. Nach Hause ging es mit Bahn und Flugzeug. Das Fahrrad schickte Heinz Faulhaber per Post wieder nach Leutesheim.

Wir unterhielten uns mit Heinz Faulhaber über seine außergewöhnliche Reise.

Wie kam es zu der Idee mit dieser Pilgerfahrt?

Ich war schon immer davon fasziniert, dass sich Menschen auf den Weg machen um eine neue Erfahrung im Leben zu machen. Der Gedanke reift daher schon eine ganze Weile in mir. Die Vorbereitung war dann aber sehr kurz. Letztlich war es ein spontaner Entschluss.

Faulhaber

Wie verlief die Routenplanung, auf was haben Sie geachtet?

Ich bin von Kehl aus über Straßburg und Belfort bei Dijon in die Route von Köln nach Santiago eingestiegen. Mir war wichtig, einen originalen Pilgerweg zu nehmen, den ich auch mit meinem Tourenfahrrad nutzen kann.

Faulhaber

Was war im Gepäck?

Unter anderem zwei Fahrradmäntel, Bremsbeläge, Werkzeug und drei Ersatzschläuche. Am Rad hingen zwei Wasserflaschen. Im Gepäck hatte ich zudem Ersatzkleidung auch gegen Regen, ein Zelt, Luftmatratze, Nässeschutzmatte. Insgesamt hatte ich rund 35 Kilo auf dem Gepäckträger.

Faulhaber

Wie ist die Reise verlaufen, war es sehr anstrengend und gab es Pannen?

Ich bin ja kein trainierter Radler. Mein Körper hat sich aber relativ rasch an die Strapazen gewöhnt. In den Bergen brauchte ich eine gute Fitness. Es war teilweise sehr steil und ich musste das Rad schieben. Einmal habe ich einen Schlauch gewechselt und immer wieder mussten die Speichen nachgezogen werden. Übernachtet habe ich überwiegend in Pilgerherbergen, fünfmal auch im Zelt, da ich sonst keine Unterkunft fand. Nur einmal kam ich in ein kurzes Gewitter. Die Fahrt über die Pyrenäen war sehr diesig. Ansonsten war es eigentlich immer recht warm.

Faulhaber

Was waren die Highlights der Pilgerreise?

Das erste Highlight im Süden Frankreichs war der Blick von weitem auf die Kirche Saint-Michel d`Aiguilhe. Sie steht auf einem Felsen in Le Puy en Velay. Beeindruckend war auch St.-Jean-Pied-de-Port an der spanischen Grenze. Hier treffen sich sehr viele Pilger auf dem beliebten Jakobsweg „Camino France“. Atemberaubend war schließlich, als ich vor der Kathedrale in Santiago de Campostela stand. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man nach so viel Anstrengung sein Ziel erreicht

Faulhaber

Wie lautet das Fazit Ihrer Pilgerreise?

Es war eine grandiose Erfahrung. Ich habe mich ohne größere Vorbereitungen in dieses Abenteuer gestürzt. Hätte ich gewusst, was alles auf mich zukommt, hätte ich die Reise vielleicht nicht begonnen. Für diese Pilgertour benötigt man eine gute Gesundheit und einen belastbaren Körper. In Santiago de Compostela habe ich zu einem anderen Pilger gesagt, ich weiß nicht, wie ich das alleine geschafft habe. Er hat zu mir gesagt: „Das ist Camino, du warst nicht alleine.“

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Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Hille ZIegler

    Tolle Aktion, Du hast meinen ganzen Respekt !
    Und vielleicht ist das manchmal ein guter Ratgeber: nicht alles hinterdenken oder hinterfragen, einfach vorbereiten und loslegen.
    Viele Grüße
    Hille Ziegler

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