Das anhaltende Grundwasserproblem in den Ortschaften Leutesheim, Honau und Diersheim soll in einer gemeinsamen, öffentlichen Bürgerversammlung erörtert werden. Die Veranstaltung soll am Mittwoch, 10. Dezember um 19 Uhr in der Halle in Diersheim stattfinden, berichtete Ortsvorsteher Heinz Faulhaber in der jüngsten öffentlichen Ortschaftsratsitzung: „Wir wollen die Bürger mit den vorliegenden Fakten informieren und deutlich machen, dass wir hinter den Betroffenen stehen und uns nicht länger hinhalten lassen. Wir brauchen seitens der zuständigen Behörden endlich eine klare, fachlich Aussage zu dem Problem.“
In den drei Ortschaften gibt es seit mindestens sechs Jahren anhaltend hohe Grundwasserstände, die immer wieder zu nassen und voll laufenden Kellern führen. Als Ursache in Verdacht steht eine Undichtigkeit im Rheinbett in Höhe zwischen Leutesheim und Honau. Das Rheinwasser drückt vehement auf das Grundwasser. Seit 2019 wird das nun beobachtet. Zu den Leidtragenden zählen nicht nur Hausbesitzer, sondern auch Landwirte: Überflutete Felder und Ernteausfälle bereiten immer größere Sorgen, berichtet Heinz Faulhaber. Die gleichen Probleme gibt es offensichtlich auch auf französischer Seite.
Honaus Rathauschefin Annette Fritsch-Acar und ihre Amtskollegen Heinz Faulhaber aus Leutesheim und Jörg Bliss aus Diersheim haben das Problem mehrfach beim Umweltministerium Baden-Württemberg, dem Landesanstalt für Umwelt, dem Regierungspräsidium, dem Wasser- und Schifffahrtsamt, dem Landratsamt und beim Zweckverband Hochwasserschutz angemahnt. „Wir wollen endlich wissen, was genau die Ursache ist und mit welchen Gegenmaßnahmen diesem anhaltend hohen Grundwasserstand begegnet werden kann“, sagt Heinz Faulhaber.
Die involvierten Ämter haben eine Expertenrunde zusammengestellt. Offizielle Ergebnisse können dem Vernehmen nach aktuell aber noch nicht geliefert werden. Heinz Faulhaber geht deshalb davon aus, dass bei der Bürgerversammlung kein Grundwasserexperte vor Ort sein wird, der Erklärungen abgeben kann. Die ein oder andere Info ist aber schon bis nach Leutesheim durchgesickert: Die undichte Stelle könnte mehrere Fußballfelder groß sein. Ob sich die Wunde im Rheinbett durch natürliches Geschiebe wieder von alleine schließt, muss wohl auch noch geprüft werden. Unklar ist auch die Ursache für die Undichtigkeit des Rheinbetts.
Das Grundwasserproblem könnte indes Auswirkungen haben auf den geplanten Hochwasser-Rückhalteraum in Höhe Rheinau/Kehl. Das umfangreiche Hochwasserschutzprojekt des Landes Baden-Württemberg mit dem Titel „Integriertes Rheinprogramm“ soll entlang des Oberrheins den Hochwasserschutz in der Region wiederherzustellen.
Der Rückhalteraum Freistett/Rheinau/Kehl erstreckt sich von Süd nach Nord auf den Gemarkungen Kehl mit den Ortsteilen Auenheim und Leutesheim sowie Rheinau mit den Ortsteilen Honau, Diersheim, Rheinbischofsheim, Freistett und Helmlingen. Vor dem Bau der Staustufe Gambsheim, die im Jahre 1974 fertiggestellt wurde, zählte der geplante Rückhalteraum zum natürlichen Überschwemmungsgebiet des Rheins. Auf den ehemaligen Überflutungsflächen soll einer von insgesamt 13 Rückhalteräumen am Oberrhein entstehen, um die großen Ballungszentren Karlsruhe, Ludwigshafen und Mannheim vor Hochwassergefahr zu schützen.
Im Gespräch sind zwei Lösungen von unterschiedlicher räumlicher Ausdehnung, informiert der Ortenaukreis dazu auf seiner Homepage. Insgesamt sollen bei einer maximalen Überflutungsfläche von rund 650 Hektar mindestens neun Millionen Kubikmeter Hochwasser in diesem Bereich zurückgehalten werden. Das Planfeststellungsverfahren sollte ursprünglich in diesem Jahr noch gestartet werden. Informationsveranstaltungen werden dazu noch nicht angeboten. Die aktuelle Grundwasserproblematik dürfte wohl kaum für eine wohlwollende Bürgerbeteiligung sorgen.