Der »Rena«-Kapitän geht von Bord

Kehl-Leutesheim. Nach 60 Berufsjahren ist Fritz Schulz aus Leutesheim von Bord seines Binnenschiffes »Rena« gegangen. Der im Saarland bei Saarbrücken geborene 74-jährige hatte 1958 seine Ausbildung zum Binnenschiffer begonnen.

Der Beruf wurde ihm von Vater Johann in die Wiege gelegt. Der nämlich war Schiffsbauer auf einer Werft in Minden an der Weser. In Petershagen ging der junge Fritz auf die Schifferschule. Auf der »Condor« machte er seine erste Schiffsreise.

1978 erfüllte sich Fritz Schulz seinen großen Traum vom eigenen Schiff. Es war ein 1.100 Tonnen großer Rheinfrachter. Und den Namen »Rena« erhielt das Binnenschiff in Anlehnung an Ehefrau Renate.

Fritz Schulz war 33 Jahre lang Eigner dieses Schiffes. Die Ehe hielt nicht so lange wie die Verbindung zur »Rena«. 1987 heiratete er seine Sonja und ein Jahr zuvor kaufte der Binnenschiffer ein Haus in Leutesheim ganz in der Nähe seines Auftraggebers, dem Kehler Stahlwerk. Fritz Schulz brachte mit seiner »Rena« Schrott zu BSW nach Kehl, meistens aus Duisburg. Und vom Stahlwerk nahm er Fertigprodukte mit, hauptsächlich mit Zielort Mülheim an der Ruhr.

Im April 2012 verkaufte Fritz Schulz seine »Rena«. Und der Abschied fiel schwer. Das Schiff fuhr unter dem Namen »Klipper« weiter und sorgte im Januar 2016 für Schlagzeilen, als es beim Beladen im Kehler Hafen unterging.

Sohn Simon trat in die Fußstapfen des Vaters. Der Junior hat ebenfalls Binnenschiffer gelernt und erwarb im Jahr 2012 nach dem Verkauf der alten »Rena« die »Fuchur«. Das 2 750-Tonnen-Schiff wurde modernisiert und erhielt ebenfalls den Namen »Rena«.

Sechs Jahre lang begleitete Fritz Schulz seinen Sohn noch bei den Fahrten für das Kehler Stahlwerk. Vor kurzem ging er nun von Bord.

An das ständige Leben auf dem Trockenen muss sich Fritz Schulz erst noch gewöhnen. Sicher ist aber, dass er jetzt deutlich mehr Zeit hat für seine Sonja, die Kinder Sabrina und Christian. Und wenn Simon mit der »Rena« in Kehl liegt, wird er sicherlich auch das eine oder andere Mal anklopfen.

Den Schiffsmast vor seinem Haus in Leutesheim hat er bereits auf Vordermann gebracht. Ein Klippanker und eine gegossene Schiffschraube erinnern im Vorgarten zusätzlich an die schöne Zeit auf der »Rena«.

Text/Fotos: Jürgen Preiß

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